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Die Jugend des Sportvereins HC75 Sterkrade


Es brodelt in der Halle. Ca. 30 Kinder tummeln sich mit Bällen in der Hand in der Sport­halle an der Oranienstraße. Sie gehören zu vier von fünf Jugendmannschaften des HC75 Sterkrade e. V.: Zu der ml C-, ml D-, wbl E- und gemischten E-Jugend. Für die Jüngsten, 9/10 Jahre alt, ist es ein reichlich später Termin, 18.30 – 20.00 Uhr. Aber – Hallenzeiten in Oberhausen sind rar. Deshalb diese Uhrzeit und die Fülle in der Halle. Die große Ball­sporthalle wird also mittels eines schweren Vorhangs geteilt – die Jungs der C- und D-Ju­gend gehen in die eine und die Jungen und Mädchen der E-Jugend gehen in die andere Hälfte. Die B-Jugend, Jungs, trainiert zeitgleich in einer anderen Halle.

Zwei Trainer und zwei Trainerinnen gehören zum Geschehen. Michael Scheiermann ist zuständig für die Großen, Anette Tüschen trainiert und betreut die C- und D-Jugend, Stephan Bäcker und Manuela Latza trainieren und betreuen die beiden E-Jugend-Mann­schaften. Aber eigentlich stimmt das nicht so ganz, denn die TrainerInnen arbeiten über­greifend. Gibt es irgendwo einen Engpass, helfen sie sich gegenseitig aus.

Annette Tüschen spielte schon als15-Jährige Handball im HC75, 28 Jahre lang war sie aktiv, bevor sie gemeinsam mit Manu Latza begann, die Jugendabteilung (neu) aufzubau­en. Latza selbst hat eine 15-jährige Spielpraxis hinter sich - und ihre Familie. Ehemann Siggi ist Vorsitzender des Vereins, sie selbst leitet die Jugendabteilung, Sohn Jan ist Spie­ler der 1. Mannschaft und Vater von Finn, der in der E-Jugend spielt, dessen kleine Schwester Ida übt schon eifrig bei den Minis mit, die Übungsleiterin hier ist Simone Latza, Mama von Finn und Ida. Manuela ist zudem Abteilungsleiterin für die Jugend.

Fast neu im Team ist da Stephan Bäcker. Natürlich hat auch er eine Handball-Vergangen­heit vorzuweisen: Nach einem Umweg über das Rudern (wo er es immerhin im Junioren­bereich bis zum Wettbewerb um die Deutsche Meisterschafft gebracht hatte) kam er erst mit 15 zum Handballsport, den er mit 40 wieder aufgeben musste aus gesundheitlichen Gründen. Ein Jahr lang hatte er nichts mehr aktiv mit dem Handballspiel zu tun – bis Sohn Tom in diesen Sport einstieg und ein wenig später auch Tochter Liese. Die 75er aus der 1. Mannschaft kannte er aus seiner aktiven Laufbahn, das Handballspiel mit den Kleinsten war neu für ihn.

Also stand er erstmal neugierig an der Seitenlinie und schaute sich die ersten Trainings­einheiten für Tom an. Bald wurde er eingesetzt als Helfer auf dem Spielfeld, seine Erfah­rung wurde schnell erkannt und - schwupps - „hatte mich Manu an der Angel.“ 2017 wurde er Trainer der E-Jugend. Da war es hilfreich, dass Ehefrau Michaela schon immer den Handballsport ins Familienleben integrieren musste und von daher Verständnis aufbringt für den Zeitaufwand. „Dafür bin ich ihr sehr dankbar“, so Bäcker. Es juckt ihn in den Bei­nen, selbst dem Ball nachzujagen und um Punkte zu spielen, „aber der Jugendtrainer-Job ist ein Fulltime-Job.“

Und auch Michael Scheiermann besaß bereits fundierte Kenntnisse, als er im HC als Trainer im Jugendbereich einstieg. Selbst als Jugendlicher angefangen mit dem Hand­ballsport, musste er verletzungsbedingt nach gut zehn Jahren aufhören, war dann aber schnell involviert eben als Trainer einer C-Jugend im HC75, in der sein Sohn mitspielte. Auch Tochter Julia war dabei, aber beide Kinder sind heute nicht mehr aktiv. 46 Jahre bereits ist Scheiermann irgendwie verbunden mit dem Handballsport.

Vor vier Jahren starteten die Frauen den Versuch, die Jugendabteilung des HC75 Ster­krade zu vergrößern. Mit Flyern zogen die beiden durch die Lande, versuchten schrift­lich und mündlich und durch Aufrufe bei Facebook, Kinder zu ermuntern, zu Probetrai­nings in die Halle zu kommen; es reichte lange nicht für eine Mannschaft gleichen Jahr­gangs. Mit zehn Kindern in der E-Jugend fingen sie an, es gab erfolgreiche Mund­pro­paganda – heute zählt der Verein mehr als vierzig Kinder und Jugendliche. Darauf können die Damen stolz sein. Fünf Jugendmannschafen im aktiven Spielbetrieb!

Warum das so ist? Stephan Bäcker: „In erster Linie merken Eltern schnell, ob es jemand ernst mit den Kindern meint. Im Handball bewegen wir uns in einem sehr familiären Kreis, jeder kennt jeden. Das ist auch vielen Kindern und Eltern wichtig. Wir lassen kein Kind zurück. Unter Handballern gibt es ganz selten Streitereien. Die Kinder können behütet schauen, ob der Sport etwas für sie ist.“ Und Annette Tüschen: „Wir sind ein familiärer Verein, in dem sich die Kinder wohlfühlen. Alle werden herzlich bei uns aufgenommen, auch die bis dato unsportlichen. Bei uns wird keiner auf der Strecke gelassen.“

Genau das merken und fühlen auch Eltern und Kinder. Niemand wird ausgegrenzt. Ziel des Vereins ist nicht, Weltmeister hervorzubringen, sondern Kindern zu vermitteln, dass man im Team vorankommt, dass niemand ein Besserer ist als ein anderer, soziale Werte werden im Training und Spiel (vor)gelebt. Auffällig, dass viele Kinder genau dies bestäti­gen. Alle befragten jungen HandballerInnen heben den Punkt „Teamsport“ hervor: „Ich finde am Handball gut, dass es ein Teamsport ist, dass man zusammenhält und gemein­sam ein Ziel verfolgt“, sagt Mia, 9 Jahre, und Liese, 12: „Ich spiele und trainiere gern in einem Team und in meiner Mannschaft wird jeder so akzeptiert, wie er ist.“ Und indirekt wird den Trainern ein Kompliment gemacht, das beweist, dass nicht nur sozial geredet, sondern auch gehandelt wird: „Gut ist, dass möglichst alle gleich trainiert werden, die Trainer haben keine Lieblinge und picken sich nicht nur die Besten raus. Das passt alles, ich habe neue Freunde gefunden und es macht viel Spaß, aber man muss auch trainieren wollen.“ (Jannik, 9).

Die TrainerInnen können das Kompliment zurückgeben. Sie stellen fest, dass kein Kind über ein anderes herzieht oder meckert, wenn es mal mit der Technik nicht so klappt. Neue hinzugekommene Kinder werden auch dann akzeptiert, wenn sie (erst mal) hinter­herhinken mit ihren Fertigkeiten.

Das wiederum merken die Neuen und deren Eltern. Tülin, Mutter von Arda, E-Jugend, ein „Frischling“ seit wenigen Wochen: „Mein Kind ist sehr schüchtern und ich war skeptisch, ob er in der Mannschaft Fuß fassen kann, aber der Trainer ist einfach nur super. Arda wurde voll mit einbezogen, vom ersten Trainingstag an direkt integriert und das ist einfach nur toll. Mein Sohn blüht richtig auf, damit hätte ich nie gerechnet. Ich kann den Verein einfach nur weiterempfehlen.“

Der Vater von Nico, C-Jugend, berichtet, dass Nico länger auf der Suche war nach einem Sportverein, im HC75 familiär aufgenommen wurde und blieb. „Auch wenn noch nicht jedes Spiel ein Sieg ist, aber unser Sohn ist immer wieder motiviert, wird gefördert und hat Spaß am Sport. Und das war uns sehr wichtig.“

Es sprach sich rum – und die Mannschaften füllten sich. Alles passt. Die Einstellungen von Eltern, Kindern und TrainerInnen decken sich. „Coole und nette Trainer“, sagen die Kids, die Trainer sagen „Der wichtigste Erfolg ist aber, wenn sich die Kinder innerhalb ihrer Gruppe wohl fühlen und das hat nichts mit Tabellensituationen oder Ergebnissen zu tun“ und „Danke, dass die Eltern die Kinder zum Training bringen und abholen. Egal, welche Mannschaft, Eltern gehen mit zu den Spielen, sind immer bereit zu helfen, mit Trikot­wäsche, Kampfgericht, Kaffee ausschenken. Ohne Eltern käme kein Spiel zustande.“ Und die Eltern: „Nicht nur der Sport steht bei diesem Verein im Vordergrund, sondern die Kinder, der soziale Zusammenhalt und die Gemeinschaft.“ Oder „Es ist wirklich eine tolle Truppe mit klasse TrainerInnen und lieben Kids. Wir freuen uns, ein Teil davon zu sein!“

Natürlich wollen die Kinder nicht nur neue Freunde gewinnen und coole Trainer haben, sie wollen Handball spielen (lernen) und das gelingt auch. Die B-Jugend konnte sich nach einer langen Durststrecke vor Kurzem mit einem Sieg belohnen. Sie ist auf gutem Weg, wie auch die anderen Mannschaften. Einige zahlen erst noch Lehrgeld, aber langsam nehmen die Siege einen größeren Teil der Ergebnisse ein. Anteil haben daran sicher auch Anja Oladunjoye, die neuerdings ein Torwarttraining für alle jungen Torleute gestartet hat, und Cedric Krebber, Co-Trainer der B-Jugend.

Die Kinder nehmen alles an, was ihnen angeboten wird. „Auch das Training, ob mit den Mädchen oder in der D-Jgd, macht immer viel Spaß und die Trainer sind nett und erklären immer geduldig und motivieren alle Kinder.“ (Leon, 9).

Finn, E-Jugend, weiß eine ganze Menge über den Handballsport. Er schaut im Fernsehen viel Handball und studiert die Bewegungsabläufe, weiß sogar, dass es außer der roten und gelben Karte auch eine blaue geben kann, findet die Spannung eines Spieles gut: „Spannung bis zur letzten Sekunde: 59. Minute Stand 25:26 kann man immer noch gewin­nen oder den Ausgleich schaffen.“ Ganze 22 Punkte listet Finn auf, wenn er vom Hand­ball­sport schwärmt.

„Schnell, spannend, unberechenbar und mit anderen zusammen. Team geht vor“ meint auch David, 10.

Sie alle haben „ihren“ Sport gefunden, aktiv Kinder und Trainer, passiv als unverzichtbarer Teil die Eltern. Die stehen hinter den Werten der Trainer, die die so nennen: „Eine Menge Spaß untereinander und eine kindliche Ernsthaftigkeit. Konzentration und der Fokus auf die nächste Übung. Sehr wichtig, dass die Kinder mit einem guten Gefühl nach Hause ge­hen und der nächsten Einheit entgegenfiebern. Mannschaftliche Geschlossenheit auf und neben der Platte und Fairness.“ Und zum Sportlichen: „Dass die Jungs Spaß haben, aber auch sehr engagiert mitmachen. Ich möchte die Jungs als Mannschaft weiterentwickeln“ sagt der Trainer der B-Jugend.Oder auch „Freude am Sport, wichtig. Man freut sich, wenn Erfolge kommen, aber das andere ist wichtiger. Regelmäßige Teilnahme. Es selber wichtig finden, ehrgeizig sein. Gerne kommen, Fortschritte erkennen. Man sieht das in den Augen der Kinder. Miteinan­der lernen. Auch Fortgeschrittene müssen sich einfügen, gegenseitige Unterstützung als Team.“

Den Vereinssport im HC75 weiterentwickeln wollen sie, ein primäres Ziel ist es, von der F-Jugend (7/8 Jahre) beginnend bis zur A-Jugend das komplette jugendliche Alter in Teams vertreten zu können und keine Kinder zu verlieren, denen man zurzeit keine Mannschaft anbieten kann. Sie wissen, dass das schwierig ist, es braucht Trainerpersonal und Hallen­zeiten. Im Januar ist mit dem Aufbau einer F-Jugend begonnen worden, noch jüngere Klei­ne spielen und turnen bereits (mit Mama oder Papa oder Oma oder Opa) bei den Hand­ball-Mäusen miteinander, natürlich sind Bälle oft im Einsatz.

Warum tut man sich das an? wird manch einer fragen. So viel Zeitaufwand für fremde Kinder? Stephan Bäcker gibt die Antwort so: „Ich arbeite gerne mit Kindern und bin immer noch begeistert in einer Halle, höre den Regen auf dem Hallendach und denke, Gott sei Dank stehe ich im Moment nicht auf einem Ascheplatz in der Nachbarschaft. Ferner finde ich Vereinsleben auch nach 25 Jahren immer noch schön. Abgesehen davon ist mir per­sönlich das Ehrenamt sehr wichtig, wenn es sich beruflich ermöglichen lässt.“ Andere Be­gründungen sind, dass man selbst gern gespielt hat und den Spaß am Handballsport wei­tervermitteln möchte, dass der Verein einem am Herzen liegt, dass es Freude macht, den Kindern etwas weiterzugeben und ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzu­bieten, ihnen gute Werte mit auf den Weg zu geben. Und dass das positive Feedback der Kids einen zufrieden und stolz macht.

Wünsche hat es auch, das Trainergespann. Alle Mannschaften können noch Kinder inte­grieren, auch Einsteiger sind willkommen. Ebenso Co-Trainer, Schiedsrichter, Zeit­nehmer. Dazu ein Zitat aus der Trainerreihe: „Um erfolgreich mit Kindern zu arbeiten, braucht man kein Diplom. Fingerspitzengefühl, Spontaneität und Nerven allerdings schon.“

Der HC75 Sterkrade ist auf einem guten Weg in der Jugendarbeit. Ehrenamt und Engage­ment für andere sind unverzichtbare Bausteine für ein sinnvolles Miteinander, und das scheint in diesem Verein gelungen zu sein.

Interessenten erhalten Informationen bei Manuela Latza, Tel. 0162 6225175.

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