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Vom tiefsten Sauerland quer durchs Ruhrgebiet.

Drei Events, ein Ziel - Das Rheinorange, 230, 160.9 und 100 Kilometer – Nonstop.                                                                                             Und mit drin statt nur dabei, Marie Hölting und Christian Fastner für das RWO Endurance Team.

Von der Quelle bei Winterberg bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg. Vom tiefsten Sauerland quer durchs Ruhrgebiet. Einmal über seine gesamte Länge den Fluss erleben, der eine ganze Region bis heute prägt: Die Ruhr.

Die TorTour de Ruhr® folgt 1:1 dem Ruhrtal Radweg. Er ist durchgehend beschildert und verbindet das Mountainbike- und Bobparadies Winterberg mit den Ruhrmetropolen Dortmund, Bochum, Essen, Mülheim, Oberhausen und Duisburg. Samstag früh starten, bis Sonntagabend ankommen, ohne Schlaf nonstop durchlaufen bis zum Rheinorange.

Vergiss Kohle, schmutzig, dreckig oder langweilig! Grün und saftig - immer an der Ruhr entlang!

Mit seinen 230 Kilometern ist die TorTour de Ruhr® einer der längsten Nonstop-Läufe Deutschlands. Parallel dazu wird die TTdR160 über 160,9 Kilometer (= 100 Meilen), und der Bambinilauf (100 km) angeboten. Das Rennen findet alle 2 Jahre statt.

Der Start für die TorTour de Ruhr® - TTdR230, 230 Kilometer, befindet sich an der Ruhrquelle in Winterberg. Auf die Ruhr Hundred - TTdR160, 160,9 Kilometer (100 Meilen), geht es ab Arnsberg. Der Bambinilauf - TTdR100, die 100 Kilometer, findet seinen Startpunkt in Herdecke.

Die Aufgabe für die Läufer / Teilnehmer, laut Ausschreibung ist ganz einfach:

 

Man läuft 230 Kilometer ,160 Kilometer, 100 Kilometer) am Stück und unterwegs meldet man sich bei jedem VP. Deine Crew bringt dich da durch! Es ist seit Anbeginn das Sicherheitskonzept und der Spirit. Ohne Begleitperson - keine Teilnahme!

Es handelt sich um einen Selbstversorgerlauf – man ist auf sich allein gestellt! Die Verpflegung auf der Strecke ist Sache der Teilnehmer und Crews (Eigenverpflegung)! Die eigene Crew bringt einen da durch.

 

Jetzt mal ganz ehrlich, wie verrückt oder sportlich ambitioniert muss man sein um sich so etwas an zu tun bzw. sich so einer Herausforderung zu stellen?

 

Sportlich ambitioniert gepaart mit einer leichten Verrücktheit, und einer Ausdauer scheinbar unmögliche Distanzen / Aufgaben zu bewältigen, genau das passt zum RWO Endurance Team.

 

So gab es diesmal auch wieder 2 Teilnehmer, die sich der Herausforderung stellen wollten.

 

Am Pfingstsonntag um 4 Uhr geht es los. Trotz kurzer Nacht sind die Teilnehmer hellwach. Am VP „noch 100 km“ in Herdecke herrscht eine besondere Stimmung. Irgendwo zwischen Nervosität, Erschöpfung und Lauflust riecht es hier nach Kaffee und Pasta mit Tomatensoße.

 

Christian Fastner wollte eigentlich gerne 230km machen wollte, hatte aber einen totalen Trainingseinbruch und wollte daher eigentlich erst gar nicht mehr starten. Alle Pläne, alle vorbereitenden Aktionen (Zimmer, Absprachen mit der Begleitcrew ) wurden über den Haufen geworfen und gecancelt. Aber Christian Fastner kam dann doch noch ganz gut ins Training und während einigen Läufen kam ihm der ,,verrückte Gedanke “, wenn es nicht die 230 km werden, dann werden es wenigstens die 100 km. Also hat er sich kurzfristig entschieden zu mindestens den Bambini 100 km (mit Axel Röthling als Radbegleitung) zu versuchen.



Vom Gefühl her dachte er sich, dass 60 bis 70 km bestimmt gut zu schaffen sind und so kam es auch. Ab Kilometer 70 war die Luft raus und der Kampf begann.

Aber das RWO Endurance Team gilt nicht nur als sportlich ambitioniert, verrückt, nein auch als teamfähig, so bekam er zu seinem Glück auf den letzten 20 km noch Unterstützung von seinen Teamkollegen vom RWO Endurance Team. Thorsten Wagener, Teamkollege und Physiotherapeut, unterstütze ihn läuferisch, und kam noch in das Vergnügen Christian Fastner bei einem kleinen Zwischenstopp noch ein paar Knochen ein zu renken. Andreas Tinnefeld und Sabine Dominik-Tinnefeld, die ihn spontan noch mit dem Fahrrad begleiteten untestützen ihn ebenfalls. Nach 12 Stunden 31 Minuten und 40 Sekunden erreichte Christian Fastner, dann doch glücklich als 17. das Ziel und wurde noch von einigen Teammitgliedern (Werner Marx und Claudia Horstmann) im Ziel jubelnd empfangen.


Es wird gemunkelt, dass seine ersten Gedanken waren das mache ich nie wieder, ein paar Tage danach sahen die Gedanken schon anders aus und er dachte vorausschauend darüber nach ob 2026 ein gutes Jahr sein könnte um einen Versuch auf die 230 km zu wagen.


Marie Hölting startete mit ihrer Freundin Anne, mehr als ein halbes Jahr Vorbereitung liegt hinter ihnen. Viele gemeinsame lange Läufe, in denen sie sich und ihre Körper besser kennengelernt und aufeinander abgestimmt haben. Viele Monate, in denen sie geflucht haben, dass ein oder andere Wehwehchen mal ignoriert, mal auskuriert haben. Sie haben nicht nach Plan trainiert, es war von vorneherein klar, dass das Projekt 100 KM sich einfügen muss, in einen arbeitsintensiven Alltag, in dem auch Freunde und Familie nicht an Bedeutung verlieren sollten. Das war, so viel Ehrlichkeit muss an dieser Stelle sein, mit den immer länger werdenden Trainingsläufen, oftmals ein Spagat.

Marie Hölting lief zum zweiten Mal 100 km, das letzte Mal ist es 5 Jahre her. Dazwischen liegt eine gefühlte und läuferische Ewigkeit. Aber der Körper verlernt nicht, den Schmerz auszuhalten, hat ihr ein Freund mal gesagt. Die Prämisse des Trainings war es, genau diesen Schmerz zu reduzieren, lange Trainingsläufe zu absolvieren, die die Schmerzgrenze nach hinten schieben und es ermöglichen, möglichst lange Spaß zu haben. So standen bei dem letzten Lauf drei Wochen vor Pfingsten 80 km auf der Uhr, unter der Woche wurde einfach gelaufen, was die Zeit hergab.


Das kurze Briefing um 3:45 Uhr beinhaltet: „Es wird Wetter geben!“ und „wenn ihr euch verlauft, folgt dem Fluss!“. Haha. Zu dem Zeitpunkt wurde noch nicht daran gedacht, dass das Wegfinden tatsächlich nochmal Thema wird. 


Und so geht’s dann in die Dunkelheit, zunächst den knapp 5 km langen Prolog in Herdecke, dann an die Ruhr. Bemerkenswert, dass hier um 4:30 schon Wohlgesinnte stehen und die Teilnehmer anfeuern. Die ersten Kilometer verfliegen, auch wenn die Müdigkeit nicht präsent ist, der Körper ist noch nicht wach. Das hindert glücklicherweise am Zu-schnell-Loslaufen, eines der größten Probleme im Training. Die ersten 10 km verfliegen, der Nieselregen lässt nach und es beginnt zu Dämmern. Unbekannte Städtchen leuchten auf der anderen Seite der Ruhr und die Frage nach dem Warum ist bereits hier beantwortet. KM 10 heißt- auch das wurde wir im Training gelernt- es ist auch ohne Appetit Zeit für einen kleinen Snack. Kauen, gehen, anlaufen, weitertraben. Das ist das Konzept für die nächsten 90 KM.


Bei km 30 kommt bereits der erste Lauffreund für ein paar Kilometer dazu. Von da an laufen sie fast keinen Meter mehr zu zweit. Vielen Dank an dieser Stelle an all die großartigen Freunde, die einige oder viele KM als Begleitung zur Verfügung standen.

Beim VP um KM 44 werden die Wasservorräte aufgefüllt. Die Kilometer ziehen vorbei, von Bochum geht es Richtung und Essen und näher an die Heimat. KM 50 ist ein guter Punkt für das erste Zwischenfazit: Halbzeit, bislang läufts prima! Das Wetter bleibt stabil, seit einem Schauer gegen halb sechs sind wir nicht mehr nass geworden. Die Laune ist gut, was ganz sicher auch an den uns begleitenden Läufern und der Top-Crew liegt, die ab hier alle 5 KM mit glucoselastigen Snacks und guten Worten an der Strecke steht. Familie und Freunde haben hier wirklich alles gegeben und so kommt auf den gesamten 100 KM kein Energieeinbruch. 


Der Baldeney-See in Essen ist bekanntes Lauft-Terrain und ab hier ist es nur noch ein Marathon! Auch das hilft dem Kopf, die Beine fühlen sich zwar nicht so an aber das im Training erprobte Gedankenspiel „Komm, lass heute mal nen kleinen Marathon laufen“ funktioniert noch gut.


In Mülheim beginnt die Cola-Abhängigkeit, ab km 70 wird jetzt an jedem Stopp ein Schluck des koffeinhaltigen Erfrischungsgetränkes investiert. 


Bei KM 80 kann dann wirklich niemand mehr von frischen Beinen sprechen. Die Strecke wird hinter Schloss Broich zunehmend weniger ansprechend, da kaum noch an der Ruhr gelaufen wird. Oder überhaupt nicht? Die Erinnerung an die letzten Kilometer ist unscharf, der Kopf war offensichtlich mit anderen Dingen beschäftigt, oder aus, wer weiß das schon. 

Kurz gabs noch etwas Sonne auf Feldwegen, bevor es in Duisburg schließlich unschön wurde, landschaftlich und meteorologisch. Starkregen bei KM 90 hätten sie nicht zwingend gebraucht, leid  tut in dem Moment einem vor allem die Radbegleitung leid, die seit KM 70 heldenhaft die Laufrucksäcke transportiert und jederzeit Katjes Happy Mix anreicht. 

Von jetzt an werden die Kilometer heruntergezählt, jeder Meter joggen – mag er jetzt auch noch so weh tun- bringt einen näher an die signalfarbene Skulptur in Kaßlerfeld.

Spätestens in dem Moment, an dem der Ruhrdeich betreten wird und das orangene Wahrzeichen der Ruhrmündung ins Bild tritt, werden nochmal alle Kräfte mobilisiert. 

Ein erfüllendes Gefühl, nach 100 KM und einem wunderbaren Lauftag mit überwiegend gutem Wetter und so vielen großartigen Menschen um und auf der Strecke, über die recht unspektakuläre Ziellinie zu laufen.



Eine Freundin umarmt Marie Hölting mit den Worten „Das ist Platz 3 der Frauen!“ und siebekommen ihre Medaillen umgehängt

Alleine Für diesen großartigen Moment und für die 11 Stunden und 48 Minuten davor, hat es sich gelohnt.


Großer Respekt an Christian Fastner und Marie Hölting und ein herzliches Danke schön an die Freunde und Supporter für die Begleitung bei diesem Wahnsinn.

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